Kalkulatorischer Unternehmerlohn: Definition, Berechnung & Rechner

Was ist der kalkulatorische Unternehmerlohn? Erfahren Sie, warum er für Einzelunternehmer lebenswichtig ist, wie die Formel lautet und nutzen Sie unseren kostenlosen Online-Rechner.

Viele Gründer und Einzelunternehmer begehen einen fatalen Fehler: Sie arbeiten „gratis“ für ihr eigenes Unternehmen. Zwar entnehmen sie Geld für den privaten Lebensunterhalt, doch in der offiziellen Preiskalkulation wird die eigene Arbeitskraft oft vergessen oder zu niedrig angesetzt. Das Ergebnis? Preise, die zwar konkurrenzfähig wirken, aber langfristig nicht die Existenz sichern.

Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist das Instrument, um genau das zu verhindern. Er sorgt dafür, dass Ihre Arbeitsleistung als fiktive Kostenstelle in die Preise einfließt – unabhängig davon, was Sie sich tatsächlich auszahlen. In diesem Artikel lernen Sie, wie Sie diesen Wert korrekt ermitteln, warum er für Personengesellschaften unverzichtbar ist und wie Sie ihn mit unserem interaktiven Tool sofort berechnen können.

Konzept des kalkulatorischen Unternehmerlohns Visualisierung des Unterschieds zwischen Gewinn laut Steuerbilanz und dem tatsächlichen Betriebsergebnis nach Abzug des kalkulatorischen Unternehmerlohns. Steuerbilanz (GuV) BuchhalterischerGewinn Enthält keinen Lohn für Inhaber! Korrektur durch KLR Kostenrechnung (Realität) Kalk. Unternehmerlohn Tatsächlicher Gewinn Kostenfaktor!

Was ist der kalkulatorische Unternehmerlohn?

Der kalkulatorische Unternehmerlohn gehört in der Betriebswirtschaftslehre zu den sogenannten Zusatzkosten. Er stellt das fiktive Gehalt dar, das ein Unternehmer erhalten würde, wenn er als Angestellter eine vergleichbare Tätigkeit in einem fremden Unternehmen ausüben würde.

In der Finanzbuchhaltung (FiBu) taucht dieser Posten bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften (wie OHG oder KG) nicht auf. Warum? Weil der Inhaber kein Gehalt im steuerlichen Sinne bezieht, sondern Privatentnahmen tätigt. Diese Entnahmen sind jedoch keine Betriebsausgaben und mindern den steuerlichen Gewinn nicht.

In der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) hingegen muss dieser Wert angesetzt werden. Würden Sie ihn ignorieren, würden Sie Ihre Produkte oder Dienstleistungen zu günstig anbieten, da ein wesentlicher Kostenfaktor – Ihre eigene Arbeitszeit – fehlt.

Das Prinzip der Opportunitätskosten

Dem Konzept liegt der Gedanke der Opportunitätskosten zugrunde. Indem Sie sich selbstständig machen, verzichten Sie auf das Gehalt, das Sie in einer Festanstellung verdienen könnten. Dieser „entgangene Nutzen“ muss durch Ihr Unternehmen erwirtschaftet werden, damit sich das unternehmerische Risiko überhaupt lohnt.

Wer muss den kalkulatorischen Unternehmerlohn ansetzen?

Die Notwendigkeit hängt stark von der Rechtsform Ihres Unternehmens ab:

  • Einzelunternehmen & Personengesellschaften (GbR, OHG, KG): Hier ist der Ansatz zwingend für eine saubere Kalkulation. Der Unternehmer ist kein Angestellter; es gibt keinen Gehaltsbeleg in der GuV. Ohne den kalkulatorischen Lohn „lügt“ die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) über die wahre Rentabilität.
  • Kapitalgesellschaften (GmbH, UG, AG): Hier ist der Geschäftsführer meist angestellt. Sein Gehalt ist eine echte Betriebsausgabe und mindert den Gewinn. Ein kalkulatorischer Unternehmerlohn ist hier meist nicht notwendig, es sei denn, das Geschäftsführergehalt ist unrealistisch niedrig angesetzt (verdeckte Einlage).

Berechnung: Wie hoch sollte der Lohn sein?

Es gibt keine gesetzliche Vorschrift für die Höhe, aber bewährte betriebswirtschaftliche Methoden. Der Wert sollte einem Fremdvergleich standhalten. Fragen Sie sich: „Was müsste ich einem Geschäftsführer zahlen, der meine Aufgaben mit meiner Qualifikation übernimmt?“

Die Grundformel zur Berechnung:

Um einen realistischen Wert zu erhalten, genügt nicht nur das Bruttogehalt. Auch die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung (die Sie als Selbstständiger komplett selbst tragen müssen) gehören dazu.

\[ \text{Kalk. Lohn} = \text{Brutto-Vergleichsgehalt} + \text{AG-Anteile Sozialvers.} + \text{Unternehmerrisiko} \]

Erklärung der Bestandteile:

  • Brutto-Vergleichsgehalt: Durchschnittsgehalt einer Führungskraft in Ihrer Branche und Region.
  • AG-Anteile Sozialvers.: Ca. 20–23% Aufschlag, den ein Arbeitgeber normalerweise zahlen würde (Rente, Krankenvers., Pflege, Arbeitslosenvers.).
  • Unternehmerrisiko: Ein Zuschlag für das Risiko der Selbstständigkeit (oft 10–20%).

Interaktiver Rechner für den Unternehmerlohn

Nutzen Sie dieses Tool, um schnell einen Richtwert für Ihre interne Kalkulation zu ermitteln. Die Werte basieren auf dem Opportunitätskosten-Prinzip.

Rechner: Kalkulatorischer Unternehmerlohn

Empfohlener kalk. Jahreslohn: 0,00 € (pro Monat: 0,00 €)

Häufige Fehler in der Praxis

Bei der Preiskalkulation schleichen sich oft Fehler ein, die den Gewinn schmälern. Achten Sie besonders auf diese Punkte:

  • Verwechslung mit Privatentnahmen: Was Sie privat verbrauchen, hat nichts mit dem Wert Ihrer Arbeit zu tun. Wer sparsam lebt, darf seine Leistung trotzdem nicht unter Wert verkaufen.
  • Orientierung am Gewinn: „Ich nehme das, was übrig bleibt.“ Das ist keine Strategie, sondern Resteverwertung. Der Lohn muss vor dem Gewinn als Kostenblock stehen.
  • Vergessene Nebenkosten: Ein Angestellter kostet den Arbeitgeber mehr als nur das Bruttogehalt (Lohnnebenkosten). Diese müssen Sie auch für sich selbst einkalkulieren.
Zusammenfassung: Kalkulatorischer Unternehmerlohn Infografik mit den vier wichtigsten Punkten zum kalkulatorischen Unternehmerlohn. Das Wichtigste in Kürze 1. Definition Fiktiver Kostenfaktor für die eigene Arbeitsleistung in Einzelunternehmen & Personenges. 2. Ziel Verhindert Selbstausbeutung und sorgt für kostendeckende Preise am Markt. 3. Basis Opportunitätskosten: Was würde ich als Angestellter anderswo verdienen? 4. Formel Vergleichsgehalt + Sozialversicherungsanteile + Unternehmerrisiko

Fazit: Ehrlichkeit zahlt sich aus

Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist mehr als nur eine theoretische Größe aus dem Lehrbuch. Er ist ein Instrument der unternehmerischen Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Nur wer seine eigene Leistung marktgerecht bewertet und in die Preise einfließen lässt, führt ein Unternehmen, das langfristig gesund wachsen kann.

Nutzen Sie externe Quellen wie Gehaltsvergleiche der IHK oder Branchenverbände, um Ihren Marktwert realistisch einzuschätzen, und passen Sie Ihre Kalkulation regelmäßig an.

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