Im Controlling läuft selten alles genau nach Plan. Kosten steigen unerwartet, der Materialverbrauch schwankt oder Absatzziele werden verfehlt. Genau hier setzt die Abweichungsanalyse an. Sie ist das Herzstück des modernen Kostenmanagements und hilft Unternehmen nicht nur zu verstehen, dass ein Unterschied zwischen Soll- und Ist-Werten besteht, sondern vor allem warum.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Abweichungen präzise berechnen, welche Ursachen dahinterstecken und wie Sie mithilfe unseres interaktiven Rechners Ihre eigenen Daten sofort analysieren können.
Was ist eine Abweichungsanalyse?
Die Abweichungsanalyse ist ein Instrument des Controllings, das den Vergleich von geplanten Werten (Soll-Werten) und tatsächlich erreichten Werten (Ist-Werten) durchführt. Ziel ist es, die Differenzen – die sogenannten Abweichungen – zu identifizieren, ihre Ursachen zu ergründen und korrigierende Maßnahmen einzuleiten.
Ohne eine fundierte Analyse bleiben Zahlen nur Zahlen. Erst durch die Aufspaltung in verschiedene Abweichungsarten wird klar, ob der Einkauf zu teuer war (Preisabweichung) oder die Produktion ineffizient gearbeitet hat (Mengenabweichung).
Die wichtigsten Arten von Abweichungen
Um die Gesamtabweichung zu verstehen, wird sie in der Regel in spezifische Komponenten zerlegt. Dies ermöglicht eine genaue Zuweisung der Verantwortung im Unternehmen.
1. Preisabweichung
Eine Preisabweichung entsteht, wenn sich die Einstandspreise für Rohstoffe oder Dienstleistungen von den geplanten Preisen unterscheiden. Verantwortlich hierfür ist meist der Einkauf.
2. Mengenabweichung (Verbrauchsabweichung)
Diese tritt auf, wenn mehr oder weniger Material bzw. Arbeitsstunden verbraucht wurden als geplant. Ursachen können Ausschuss, ineffiziente Maschinen oder gut geschultes Personal (positive Abweichung) sein. Die Verantwortung liegt oft bei der Produktionsleitung.
3. Sekundärabweichung
Dies ist eine Mischabweichung, die entsteht, wenn sich sowohl Preis als auch Menge gleichzeitig ändern. In der vereinfachten Analyse wird sie oft vernachlässigt oder anteilig zugerechnet, ist aber für präzise Nachkalkulationen wichtig.
Formeln zur Berechnung
Die mathematische Herleitung ist essenziell für Controller. Hier finden Sie die Standardformeln zur Berechnung der Abweichungen.
Interaktiver Abweichungs-Rechner
Nutzen Sie dieses Tool, um Ihre Abweichungen schnell und einfach zu berechnen. Geben Sie einfach Ihre Plan- und Ist-Werte ein.
Praxisbeispiel: Die Holzmanufaktur
Stellen Sie sich eine Tischlerei vor, die Tische produziert. Für einen Tisch sind 5 Meter Holz zu je 20 € geplant. Die Plankosten pro Tisch betragen also 100 €.
In der Realität steigt der Holzpreis auf 22 €, aber durch effizienteren Zuschnitt werden nur 4,8 Meter verbraucht.
- Preisabweichung: (22 € - 20 €) * 4,8m = +9,60 € (Ungünstig, da teurer)
- Mengenabweichung: (4,8m - 5,0m) * 20 € = -4,00 € (Günstig, da weniger Verbrauch)
- Gesamteffekt: +5,60 € Mehrkosten pro Tisch.
Fazit für den Controller: Der Einkauf muss Preise neu verhandeln, aber die Produktion arbeitet effizienter als geplant.
Häufige Fehler bei der Analyse
Vermeiden Sie diese Fallstricke, um Ihre Ergebnisse nicht zu verfälschen:
- Falsche Bezugsgrößen: Vergleichen Sie Äpfel mit Äpfeln. Fixkosten sollten nicht wie variable Kosten behandelt werden.
- Verzögerte Daten: Eine Analyse ist nur nützlich, wenn sie zeitnah erfolgt, um noch gegensteuern zu können.
- Schuldzuweisung statt Lösungssuche: Nutzen Sie die Analyse konstruktiv zur Prozessverbesserung, nicht als Druckmittel.
Für vertiefende Informationen zur Kostenrechnung empfehlen wir einen Blick in das Springer Gabler Controlling-Portal oder die Ressourcen von Haufe Controlling.
Fazit
Die Abweichungsanalyse ist weit mehr als nur Rechenarbeit. Sie ist ein strategisches Werkzeug, das Transparenz in Ihre Unternehmenszahlen bringt. Durch die Trennung in Preis- und Mengeneffekte können Sie gezielt Maßnahmen ergreifen, um Ihre Rentabilität zu sichern.