5 Wege um euren Cashflow zu verbessern

Obwohl die Liquidität für viele Händler physischer Produkte einen der größten Engpässe für ihr Unternehmenswachstum darstellt, werden die Möglichkeiten der Liquiditätsverbesserung häufig gar nicht oder nicht vollständig ausgeschöpft. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, auch für kleine Händler, die eigene Cashflow-Situation ohne großen Aufwand zu verbessern.

Das Problem der hohen Kapitalbindung physischer Produkte kennen die meisten Händler sehr gut: Die Waren müssen im Vorfeld eingekauft und bezahlt werden, die Auszahlungserlöse aus den Verkäufen folgen aber in der Regel erst Wochen oder Monate später. Damit führt das Thema Cashflow häufig zu einer elementaren Beschränkung im Unternehmenswachstum und im Sourcing neuer Produkte.

Die Dauer von der Auszahlung aus euren Wareneinkäufen bis zu den Einzahlungen aus den späteren Umsatzerlösen, oder ganz allgemein gesprochen die Dauer der Bindung liquider Mittel in eurem Unternehmen, wird auch als Cash-Conversion-Cycle oder Cash-to-Cash-Cycle bezeichnet. Wie groß dieser Zeitraum, und damit eure Kapitalbindung, ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann sich von Produkt zu Produkt unterscheiden.

Die Möglichkeiten der Cashflow-Verbesserung

Jede der folgenden Möglichkeiten nimmt direkt oder indirekt Einfluss auf euren Cash-Conversion-Cycle und versucht über eine verkürzte Kapitalbindung mehr freie Cash-Reserven in eurem Unternehmen freizusetzen, die dann für zusätzliche Investitionen zur Verfügung stehen.

  1. Die Kreditkarte kann, wenn mit ihr ein Zahlungsziel verbunden ist, eure Auszahlungen für bestimmte Kostenpositionen nach hinten verschieben. Das Zahlungsziel der Kreditkarte lässt sich überall dort nutzen, wo ihr die Kreditkarte für Zahlungen hinterlegen könnt. Das betrifft beim durchschnittlichen Online-Händler in der Regel Ausgaben für Online-Werbung bei Amazon oder Facebook, Software- oder Hosting-Anbieter und Online-Käufe. Aber auch gelegentliche Geschäftsessen oder Hotelübernachtungen können mit den meisten Kreditkarten bezahlt werden. So könnt ihr mit einem Zahlungsziel eurer Kreditkarte für bestimmte Ausgaben die Cash-Bestände länger im Unternehmen halten und dabei gleichzeitig Prämien bei eurem Kreditkartenanbieter sammeln.
  2. Aber auch für andere Ausgaben ist ein Zahlungsziel denkbar. Hier müsst ihr im Einzelfall mit euren Geschäftspartnern wie Herstellern oder Logistikern verhandeln. Diese Ausgaben gehören in der Regel zu den größten Kostenpositionen eines Online-Händlers und wirken daher auch besonders stark auf euren Cashflow. Hier verkürzt ein Zahlungsziel euren Cash-to-Cash-Cycle unmittelbar im Einkaufsprozess und verschafft euch so zusätzliche liquide Mittel. Bei den Transportkosten für den Import gibt es die unterschiedlichsten Anbieter mit jeweils unterschiedlichen Zahlungskonditionen. Während bei einem Logistiker die gesamten Transportkosten vor Abholung der Ware fällig sind, gehen andere hier in Vorleistung und transportieren die Ware erst ins Inland und gewähren euch zusätzlich ein ordentliches Zahlungsziel in eurer Rechnung. Bei den Zahlungen an euren Hersteller kommt es ebenfalls darauf an, welche Konditionen ihr vereinbart habt. In welchem Verhältnis An- und Endzahlung vereinbart wurden, und ob auf die Schlusszahlung noch ein Zahlungsziel gewährt wird, ist individuelle Verhandlungssache zwischen euch und eurem Hersteller.
  3. Neben dem Zeitpunkt der Zahlung hat auch die Dauer der Produktion bzw. des Transports erheblichen Einfluss auf euren Cashflow. Sowohl der Standort eures Produzenten als auch das Transportmittel bestimmt die Dauer des Transportweges zu euch und damit die Dauer eurer Kapitalbindung. Ein Hersteller in Europa z.B. wird, bei gleichem Transportmittel, in der Regel eine kürzere Transportzeit haben als ein klassischer China-Hersteller. Aber auch das Transportmittel selbst entscheidet maßgeblich über die Transportdauer. Der Import per Flugzeug ist üblicherweise am schnellsten, gefolgt von Bahn und schließlich Schiff-Transport. Außerdem spielt auch die Produktionszeit eine Rolle. Seid ihr in einer schlechten Verhandlungsposition, werden eure Produktionen häufig vom Hersteller sehr niedrig priorisiert und ihr habt entsprechend lange Leadtimes. Auch hier kann euch eine Vereinbarung mit dem Hersteller zu einer kürzeren Produktionszeit verhelfen, die eure Cash-Bestände etwas schont. Häufig haben Hersteller auch durchaus die Möglichkeit dazu. Die eigentliche Produktion macht oft nur einen Bruchteil der Leadtime aus; der restliche Zeitraum besteht aus Warten auf andere Abnehmer, die vorrangig zu euch berücksichtigt werden. Eine Verlagerung auf schnellere Transportmittel, nähere Hersteller und bessere Produktionszeiten kann damit eure Cash-Situation erheblich verbessern.
  4. Neben den Bestellkonditionen entscheidet auch der Bestellzyklus, also die Häufigkeit (und damit die Menge) eurer Bestellungen über eure Kapitalbindung. Deckt ihr mit einer Bestellung einen größeren Verkaufszeitraum ab, habt ihr damit automatisch auch eine höhere Kapitalbindung. Ein kurzer Bestellzyklus mit kleinen Mengen führt zu einer niedrigeren durchschnittlichen Lagerdauer einer einzelnen Einheit und damit zu einer Verringerung eurer Kapitalbindung. Andersherum formuliert müsst ihr für die Abdeckung eines Verkaufszeitraums nicht jetzt die gesamte Menge bestellen, sondern spart einen Teil der Einkaufskosten und verlagert ihn auf später, wenn die Waren auch tatsächlich erst benötigt werden.


  1. Neben den klassischen Wegen, euren Cash-Conversion-Cycle zu verkürzen, steht außerdem noch die Möglichkeit zur Verfügung, euch über Warenfinanzierungen oder andere Wege der Kapitalbeschaffung eine Einzahlung zu schaffen, die die Auszahlung für den Wareneinkauf vorerst ausgleicht. Die eigentliche Auszahlung fällt dann, zusammen mit den angefallenen Zinsen, erst später in der Zukunft an, sodass ihr eure Auszahlung über Finanzierungen nach hinten schiebt und euch so Cash-Vorteile sichert.

Sind alle Maßnahmen immer sinnvoll?

Nicht jede Maßnahme zur Verbesserung des Cashflows lässt sich so ohne Weiteres umsetzen. Häufig sind bestimmte Voraussetzungen nötig, damit eure Kapitalbindung auf diese Art verkürzen könnt.

Zum Beispiel wird ein Hersteller, der nicht in Asien, sondern beispielsweise in Europa, sitzt, möglicherweise höhere Stückkosten verlangen. Auch schnellere Transportwege sind in der Regel mit höheren Kosten verbunden. Hier ist es wichtig, eine Vorteilhaftigkeitsrechnung anzustellen, sodass ihr für euch feststellen könnt, ob die höheren Kosten für die Produktion oder den Transport durch die niedrigere Kapitalbindung überkompensiert werden. Was euch der kürzere Cash-to-Cash-Cycle dabei monetär bringt, hängt von der Verkürzung der Kapitalbindung, vom zugrundeliegenden Wert und von eurem Kalkulationszinssatz ab. Die Kapitalbindung in euren Produkten hat deshalb für euch so hohe Kosten, weil euch Opportunitätskosten aus dem nicht-freien Cashflow entstehen, der ansonsten für Investitionen zur Verfügung stehen würde. Die Einsparung dieser Opportunitätskosten steht in der Praxis häufig höheren Kosten für Produktion und Transport gegenüber. Auch beim Weg über die Kapitalbeschaffung durch Finanzierung ist es wichtig, dass ihr euren internen Kalkulationszins kennt. Eine Finanzierung bringt euch immer dann zusätzlichen Erlös, wenn die Investition, die ihr damit tätigt, zu einer höheren Rendite verzinst wird, als eure Schuldzinsen.



Ergebnis

Viele Wege können euch in eurem Handelsunternehmen zusätzliche Liquidität verschaffen, einige davon müssen sorgfältig abgewägt und immer im Kontext eurer persönlichen Situation gewählt werden. Die Basis aller eurer Cashflow-Verbesserungen, die nur mit höheren tatsächlichen Kosten einhergehen, stellt die Verringerung eurer Opportunitätskosten, die stark von euren Prozessen, eurer Unternehmensrendite und euren Alternativ-Investitionen abhängt.



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