Ab wann lohnt sich die Lagerung in Polen und Tschechien für dich?

Für die meisten Online-Händler stellt sich früher oder später die Frage, ob es sinnvoll für sie ist, am CEE-Programm von Amazon teilzunehmen, also der Lagerung eures Warenbestands durch Amazon in Polen und Tschechien. Ab wann sich das CEE-Programm für euch lohnt und was ihr bei der Entscheidung beachten solltet, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Für das Programm spricht dabei vor allem die Vergünstigung, die Amazon euch bei euren Fulfillment-Gebühren gewährt, wenn ihr am CEE-Programm teilnehmt. Das sind, zeitweise Sonderprogramme außen vor gelassen, 0,35€ pro Einheit für Standardartikel und 0,25€ pro Einheit für Artikel im Small and Light Programm. Ein Händler, der also 300 Einheiten an Standartartikeln und 200 Einheiten an Small and Light Artikeln pro Monat über Amazon verkauft, würde an Fulfillment-Gebühren 0,35€ * 300 + 0,25€ * 200 = 155€ pro Monat sparen. Die Optierung zum CEE-Programm bringt aber auch umsatzsteuerliche Verpflichtungen mit sich, die euch regelmäßig auch Kosten in der Buchhaltung generieren.


Die Buchhaltungskosten

Hier kommt es etwas darauf an, wie ihr eure Buchhaltung organisiert. Für die meisten Händler ist das eigene Aufbereiten der Kauf-, Retouren- und Verbringungsdaten aus dem Amazon Umsatzsteuer-Transaktionsbericht sehr schwierig. Dazu kommen die Verpflichtungen, die ermittelten Umsätze und Verbringungen auch in den jeweiligen Lagerländern zu melden. Die Sprachbarriere und teilweise spezielle Anforderungen an die Meldungen, wie z.B. die polnischen SAF-T Listen) machen eine Eigenbearbeitung der Umsatzsteuer-Compliance in der Regel wenig sinnvoll, riskant und auch zeitintensiv und damit teuer.


Damit ihr euren umsatzsteuerlichen Pflichten zuverlässig und ohne viel Eigenaufwand nachkommen könnt, bietet sich daher ein Umsatzsteuer-Service wie der von Amainvoice oder Taxdoo an. Während ihr bei Taxdoo alle Daten für die Umsatzsteuer aufbereitet bekommt, und diese auch in den Lagerländern gemeldet werden, benötigt ihr bei Amainvoice noch eigene Steuerberater, die die generierten Listen dann, z.B. per Zugang, abrufen und für eure Meldungen verarbeiten müssen.

Die Preise für Taxdoo bei zwei Lagerländern, inkl. Meldungen eurer Umsätze und Verbringungen, liegen aktuell bei etwa 250€ im Monat. Bei Amainvoice bezahlt ihr dafür 160€ im Monat bei mehr als 500 monatlichen Ausgangsrechnungen und 120€ im Monat bei weniger als 500 monatlichen Ausgangsrechnungen. Dazu müsst ihr bei Amainvoice aber noch die Kosten für die Steuerberater in Polen und Tschechien rechnen, die pro Land bei etwa 125€ mtl. Liegen, wenn ihr die Partnersteuerberater von Amainvoice benutzt. Das sind dann zusammen ca. 410€ bei über 500 monatlichen Rechnungen. Das Szenario mit weniger als 500 monatlichen Rechnungen ist hier vermutlich weniger relevant, weil auch die 370€ pro Monat, die ihr dann als Kosten hättet, immer teurer sein werden als eure Ersparnis, die in diesem Fall bei maximal 0,35€ * 500 Einheiten = 175€ liegen könnte.


Die höheren Umsatzsteuersätze

Für die Höhe der Umsatzsteuer war die CEE-Entscheidung in der Vergangenheit kaum relevant. Ihr konntet hier für Lieferungen aus Polen und Tschechien nach Deutschland jeweils den Lieferschwellenverzicht beantragen, sodass diese Sendungen nicht mit den höheren ausländischen, sondern trotzdem mit der deutschen Umsatzsteuer belastet wurden. Kostennachteile sind hier dann nur noch in kleinem Umfang entstanden, z.B. wenn Sendungen aus Polen oder Tschechien nicht nach Deutschland, sondern innerhalb der Lagerländer oder ins übrige EU-Ausland versendet wurden und die Lieferschwelle in die Zielländer noch nicht überschritten wurde. Das hat beim durchschnittlichen Händler üblicherweise allerdings nur einen sehr kleinen Anteil der Umsätze betroffen.


Nach Inkrafttreten des One-Stop-Shop-Verfahrens zum 01.07.2021 gibt es nur noch eine einheitliche europäische Lieferschwelle in Höhe von 10.000€. Darüber hinaus wird eure Sendung grundsätzlich mit der Umsatzsteuer des Ziellandes der Sendung belastet. Solltet ihr das CEE-Programm nutzen, wird diese Grenze vermutlich vom Großteil der Händler überschritten, weil die grenzüberschreitenden Sendungen dann voraussichtlich einen Großteil eures Gesamtumsatzes machen werden, wenn deutsche Zieladressen überwiegend aus polnischen und tschechischen Warenlagern beliefert werden.


Hier entstehen euch also insgesamt nur dann kleinere Kostennachteile, wenn ihr die 10.000€ Lieferschwelle nicht überschritten habt und die Umsatzsteuer des Lagerlandes in Polen oder Tschechien dann höher ist, als die deutsche Umsatzsteuer.


Der Verwaltungsaufwand

Ein Thema, das auch nicht unberücksichtigt bleiben sollte, ist der zusätzliche Aufwand, der trotz Services für eure Umsatzsteuer-Compliance entsteht. Hier kommen trotzdem weiterhin monatliche Aufgaben auf euch zu wie das Zuordnen von Transaktionen, das Hinterlegen von Warennummern oder die Eintragung von Einkaufspreisen. Dieser Aufwand hält sich üblicherweise in Grenzen, kann aber auch umfangreicher werden. Schließlich müsst ihr die ausländische Umsatzsteuer dann nach Rückmeldung eures Anbieters auch überweisen, dabei entstehen möglicherweise weitere Transaktionskosten. Eventuell kommt es auch zu Mehr-Aufwand in der E-Mail-Kommunikation, falls erforderlich. Zuletzt gibt es auch die Möglichkeit einer Betriebsprüfung im Ausland, die häufig große Kapazitäten einnimmt. Die eigentliche umsatzsteuerliche Registrierung im Ausland kostet in der Regel auch eine einmalige Gebühr. Die kann aber mit zunehmend langem Betrachtungszeitraum vernachlässigt werden und ist bei den Services teilweise auch kostenlos.




Ergebnis

Es sollten insgesamt neben den reinen Buchhaltungskosten auch weitere Punkte, siehe oben, berücksichtigt werden. 


Für einen Händler mit 600 Standardverkäufen und 300 Small and Light Verkäufen pro Monat läge die FBA-Ersparnis bei 285€ pro Monat. Stellt man hier die Kosten von Taxdoo i.H.v. 250€ mtl. gegenüber, wäre die Entscheidung vermutlich nicht ganz eindeutig. Der zusätzliche Aufwand, das Risiko einer Betriebsprüfung und ggf. der kleine Kostennachteil bei den Umsatzsteuersätzen unterhalb der Lieferschwelle würden hier wahrscheinlich schwerer wiegen als die 35€ monatliche Ersparnis.

Ein Händler mit 1.000 Standardverkäufen könnt hier aber immerhin schon 0,35€ * 1.000 Einheiten = 350€ an FBA-Gebühren sparen, denen dann nur noch 250€ für die Buchhaltung gegenüberstehen. Wenn der Verwaltungsaufwand diese 100€ Differenz nicht übersteigt, wäre eine Entscheidung für das CEE-Programm ggf. schon sinnvoll.
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