Stundenverrechnungssatz berechnen: Formel, Beispiel & Rechner für 2025

Lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihren Stundenverrechnungssatz korrekt berechnen. Mit Formel, Praxisbeispiel und kostenlosem Online-Rechner für Handwerker und Dienstleister – inklusive Branchenübersicht für 2025.

Stundenverrechnungssatz in 4 Schritten berechnen Von den Gesamtkosten zum profitablen Stundensatz 1 Kosten ermitteln • Personalkosten • Fixkosten (Miete, Versicherung) • Gemeinkosten • Unternehmerlohn 2 Produktive Stunden • Arbeitstage im Jahr • Minus Urlaub & Krankheit • Minus unproduktive Zeit • Ca. 1.400–1.600 Std./Jahr 3 Kostensatz berechnen Gesamtkosten Produktive Stunden = Kosten pro Stunde 4 + Gewinn • Gewinnzuschlag • Risikozuschlag • Skonto/Rabatte = SVS netto Die Grundformel: SVS = (Gesamtkosten + Gewinn) ÷ Produktive Stunden Beispiel Handwerksbetrieb 240.000 € Kosten ÷ 4.284 Std. = 56,02 € Kostensatz Mit 10% Gewinnzuschlag 56,02 € × 1,10 = 61,62 € SVS netto Brutto (inkl. 19% MwSt.) 61,62 € × 1,19 = 73,33 € brutto

Ob Handwerker, Dienstleister oder Freiberufler – der Stundenverrechnungssatz (SVS) ist das finanzielle Fundament Ihres Unternehmens. Kalkulieren Sie zu niedrig, arbeiten Sie auf Dauer ins Minus. Setzen Sie den Preis zu hoch an, verlieren Sie Aufträge an die Konkurrenz. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Ihren optimalen Stundenverrechnungssatz Schritt für Schritt berechnen – mit Formel, Praxisbeispiel und einem kostenlosen Online-Rechner.

Was ist der Stundenverrechnungssatz?

Der Stundenverrechnungssatz ist der Preis, den Sie Ihren Kunden für eine Arbeitsstunde in Rechnung stellen. Er ist weit mehr als nur Ihr persönlicher Stundenlohn – er muss sämtliche Betriebskosten decken und einen angemessenen Gewinn ermöglichen.

💡 Wichtig zu verstehen: Der Stundenverrechnungssatz ist nicht gleich dem Stundenverdienst eines Handwerkers. Der auf der Rechnung ausgewiesene Preis enthält neben dem Stundenlohn auch Lohnnebenkosten, Gemeinkosten, Gewinn und Umsatzsteuer.

Bestandteile des Stundenverrechnungssatzes

Die Gesamtkosten der Arbeit, die in den SVS einfließen, umfassen folgende Komponenten:

  • Löhne und Gehälter: Grundlohn, Zuschläge, Boni und andere Leistungen
  • Lohnnebenkosten: Sozialversicherungsbeiträge, Berufsgenossenschaft, Urlaubsgeld
  • Fixkosten: Miete, Fahrzeuge/Leasing, Versicherungen, Werkzeuge/Abschreibungen
  • Gemeinkosten: Verwaltung, Buchhaltung, Software, Telefon/Internet
  • Gewinnzuschlag: Für Investitionen, Rücklagen und Unternehmerlohn

Die Formel zur Berechnung des Stundenverrechnungssatzes

Grundformel für den Stundenverrechnungssatz:

Diese Formel bildet die Basis jeder Stundensatzkalkulation und gilt branchenübergreifend für Handwerker, Dienstleister und Freiberufler.

Formel zur Berechnung:

\[ \text{SVS} = \frac{\text{Gesamtkosten} + \text{Gewinnzuschlag}}{\text{Produktive Arbeitsstunden pro Jahr}} \]

Erklärung der Bestandteile:

  • Gesamtkosten: Summe aller Personal-, Fix- und Gemeinkosten des Unternehmens
  • Gewinnzuschlag: Prozentualer Aufschlag für Gewinn und Risiko (typisch: 5–15%)
  • Produktive Arbeitsstunden: Tatsächlich abrechenbare Stunden nach Abzug von Urlaub, Krankheit und unproduktiver Zeit

Hinweis: Der berechnete SVS ist ein Netto-Wert. Die Umsatzsteuer (19%) wird zusätzlich berechnet.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Stundenverrechnungssatz berechnen

Schritt 1: Produktive Arbeitsstunden ermitteln

Der erste und wichtigste Schritt ist die Ermittlung der tatsächlich abrechenbaren Arbeitsstunden. Viele Unternehmer unterschätzen, wie wenig Zeit tatsächlich produktiv für Kunden gearbeitet wird.

Position Tage/Stunden
Kalendertage im Jahr 365 Tage
– Samstage und Sonntage – 104 Tage
– Feiertage (Durchschnitt) – 10 Tage
– Urlaubstage – 30 Tage
– Krankheitstage (Durchschnitt) – 10 Tage
– Weiterbildung – 3 Tage
= Anwesenheitstage 208 Tage
× 8 Stunden pro Tag = 1.664 Stunden
– Unproduktive Zeit (25%) – 416 Stunden
= Produktive Stunden/Jahr ca. 1.248 Stunden

⚠️ Unproduktive Zeit nicht vergessen! Zu den unproduktiven Zeiten zählen: Kundenakquise, Angebotserstellung, Buchhaltung, Büroarbeit, Reklamationsbearbeitung, Fahrten zwischen Baustellen und Mitarbeitereinweisung. Gängige Werte liegen bei 20–35%.

Schritt 2: Gesamtkosten erfassen

Erfassen Sie alle Kosten, die durch den Stundenverrechnungssatz gedeckt werden müssen:

Personalkosten

  • Bruttolöhne und -gehälter
  • Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung (ca. 20%)
  • Berufsgenossenschaftsbeiträge
  • Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Zulagen
  • Unternehmerlohn (bei Selbstständigen)

Betriebliche Fixkosten

  • Miete für Büro, Werkstatt, Lager
  • Fahrzeugkosten (Leasing, Versicherung, Kraftstoff)
  • Versicherungen (Betriebshaftpflicht, etc.)
  • Abschreibungen auf Werkzeuge und Maschinen
  • Software und IT-Kosten
  • Telefon und Internet

Gemeinkosten

  • Verwaltungskosten
  • Marketing und Werbung
  • Steuerberatung und Buchhaltung
  • Fortbildungskosten
  • Sonstige betriebliche Aufwendungen

Schritt 3: Kostensatz berechnen

Teilen Sie die Gesamtkosten durch die produktiven Arbeitsstunden:

Beispielrechnung:

240.000 € Gesamtkosten ÷ 4.284 Stunden = 56,02 € Kostensatz

Schritt 4: Gewinn- und Risikozuschlag addieren

Auf den Kostensatz wird ein Gewinnzuschlag aufgeschlagen. Üblich sind 5–15%, je nach Branche und Marktlage. Zusätzlich kann ein kalkulatorischer Risikozuschlag von ca. 10% einkalkuliert werden.

Mit 10% Gewinnzuschlag:

56,02 € × 1,10 = 61,62 € SVS netto

+ 19% Umsatzsteuer = 73,33 € brutto

Stundenverrechnungssatz Rechner

Nutzen Sie unseren kostenlosen Online-Rechner, um Ihren individuellen Stundenverrechnungssatz schnell und einfach zu berechnen:

🧮 Stundenverrechnungssatz Rechner

📅 Produktive Arbeitszeit

MA
Tage
Std.
%

💰 Jährliche Kosten

📈 Gewinn & Zuschläge

%
%

Ihr Stundenverrechnungssatz (netto)

58,73 €

Brutto (inkl. 19% MwSt.): 69,89 €

Produktive Stunden/Jahr gesamt

3.780

Gesamtkosten/Jahr

220.000 €

Kostensatz (ohne Gewinn)

58,20 €

Stunden pro MA/Jahr

1.260

Stundenverrechnungssatz im Handwerk: Branchenübersicht

Die Stundenverrechnungssätze variieren je nach Handwerk, Region und Qualifikation erheblich. Hier ein Überblick über typische Werte:

Gewerk Stundensatz (netto) Besonderheiten
Elektriker 55–85 € Hohe Qualifikationsanforderungen
SHK (Sanitär, Heizung, Klima) 40–90 € Stark abhängig von Spezialisierung
Maler & Lackierer 40–60 € Oft Pauschalpreise üblich
Tischler/Schreiner 50–75 € Hohe Maschinenkosten
Kfz-Werkstatt 80–150 € Teure Diagnosegeräte
Dachdecker 55–80 € Hohe Versicherungskosten

🎯 Praxis-Tipp: Laut Handwerkskammer lag der durchschnittliche Stundensatz für einen Handwerksmeister im zweiten Halbjahr 2023 bei etwa 69 Euro, für einen Gesellen bei ca. 61 Euro. Diese Werte dienen als Orientierung – Ihre individuelle Kalkulation kann davon abweichen.

Häufige Fehler bei der Stundensatzkalkulation

Vermeiden Sie diese typischen Kalkulationsfehler:

1. Unproduktive Zeiten unterschätzen

Viele Unternehmer rechnen mit 8 produktiven Stunden pro Tag. Realistisch sind jedoch nur 6–7 Stunden, da Zeit für Büroarbeit, Kundenakquise und Fahrten abgezogen werden muss.

2. Unternehmerlohn vergessen

Selbstständige vergessen oft, sich selbst ein angemessenes Gehalt zu kalkulieren. Auch der eigene Lebensunterhalt muss durch den Stundensatz finanziert werden.

3. Keine Rücklagen für Investitionen

Werkzeuge, Fahrzeuge und Maschinen müssen irgendwann ersetzt werden. Ohne entsprechende Rücklagen fehlt das Geld für notwendige Neuanschaffungen.

4. Am Markt orientieren statt kalkulieren

Wer seinen Preis nur an der Konkurrenz ausrichtet, ohne die eigenen Kosten zu kennen, riskiert langfristig Verluste.

Stundenverrechnungssatz – Das Wichtigste auf einen Blick 📌 Definition Der SVS ist der Preis pro Arbeitsstunde, der alle Kosten deckt und Gewinn ermöglicht. ≠ Stundenlohn des Mitarbeiters! 🧮 Grundformel Gesamtkosten + Gewinn Produktive Stunden 💰 Kostenbestandteile • Personalkosten + Lohnnebenkosten • Fixkosten (Miete, Fahrzeuge) • Gemeinkosten (Verwaltung, IT) • Unternehmerlohn ⏱️ Produktive Stunden • Ca. 200–220 Arbeitstage/Jahr • Minus 20–35% unproduktive Zeit • Ergibt ca. 1.250–1.600 Std./Jahr pro Mitarbeiter 📈 Zuschläge • Gewinnzuschlag: 5–15% • Risikozuschlag: ca. 10% • Skonto/Rabatte einkalkulieren + 19% Umsatzsteuer 💡 Praxis-Tipps für die Kalkulation ✓ Mindestens jährlich überprüfen ✓ Bei Kostenänderungen anpassen ✓ Nachkalkulation durchführen ✓ Marktpreise beobachten ✓ Qualität rechtfertigt Preis ✓ Nicht unter Kosten arbeiten

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Stundenlohn und Stundenverrechnungssatz?

Der Stundenlohn ist das, was ein Mitarbeiter pro Stunde verdient. Der Stundenverrechnungssatz hingegen ist der Preis, den der Kunde zahlt. Er enthält neben dem Stundenlohn auch Lohnnebenkosten, Gemeinkosten, Gewinn und Umsatzsteuer.

Wie oft sollte ich meinen Stundenverrechnungssatz überprüfen?

Mindestens einmal pro Jahr oder bei größeren Kostenänderungen wie Lohnerhöhungen, neuen Fahrzeugen/Leasing-Verträgen oder gestiegenen Energiekosten sollten Sie Ihren SVS neu kalkulieren.

Ist der Stundenverrechnungssatz brutto oder netto?

Der berechnete Stundenverrechnungssatz ist ein Netto-Wert. Die Umsatzsteuer (in der Regel 19%) wird bei umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen zusätzlich auf der Rechnung ausgewiesen und an das Finanzamt abgeführt.

Wie viele produktive Stunden hat ein Mitarbeiter pro Jahr?

Nach Abzug von Wochenenden, Feiertagen, Urlaub, Krankheit und unproduktiver Zeit (Büroarbeit, Akquise) bleiben typischerweise 1.250 bis 1.600 produktive Stunden pro Jahr und Mitarbeiter übrig. Im Baugewerbe rechnet man mit 1.480 bis 1.600 Stunden.

Brauche ich als Kleinunternehmer auch einen Stundenverrechnungssatz?

Ja, auch ohne Umsatzsteuer-Ausweis benötigen Sie eine solide Netto-Kalkulation. Nur so wissen Sie, ob Ihre Aufträge profitabel sind und Sie langfristig wirtschaftlich arbeiten können.

Fazit: Der richtige Stundenverrechnungssatz sichert Ihren Erfolg

Ein korrekt kalkulierter Stundenverrechnungssatz ist das finanzielle Rückgrat jedes Handwerks- und Dienstleistungsbetriebs. Er stellt sicher, dass Sie nicht nur Ihre Kosten decken, sondern auch einen angemessenen Gewinn erzielen können.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Erfassen Sie alle Kosten vollständig – auch Unternehmerlohn und Rücklagen
  • Berechnen Sie die produktiven Stunden realistisch – unproduktive Zeit abziehen!
  • Kalkulieren Sie einen angemessenen Gewinn- und Risikozuschlag ein
  • Überprüfen Sie jährlich Ihre Kalkulation und passen Sie bei Kostenänderungen an
  • Nutzen Sie die Nachkalkulation, um Ihre Preise kontinuierlich zu optimieren

Mit unserem kostenlosen Rechner und dieser Anleitung haben Sie alle Werkzeuge, um Ihren optimalen Stundenverrechnungssatz zu ermitteln. Investieren Sie die Zeit in eine saubere Kalkulation – es zahlt sich langfristig aus!

📊 Tipp für Handwerksbetriebe

Nutzen Sie professionelle Handwerkersoftware, um Ihren Stundenverrechnungssatz direkt in Angebote und Rechnungen zu übernehmen. So behalten Sie Ihre Wirtschaftlichkeit stets im Blick.

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