Die Kosten der Warenabgabe sind oft der unsichtbare Gewinnfresser in Handelsunternehmen und der Logistik. Während der Einkaufspreis (Wareneinsatz) meist penibel verhandelt wird, bleiben die Prozesskosten, die bei der physischen Abgabe der Ware an den Kunden entstehen, häufig undurchsichtig. Ob im E-Commerce, im Großhandel oder in der stationären Apotheke: Wer diese Kosten nicht kennt, kalkuliert seine Margen falsch.
In diesem Artikel analysieren wir, was genau unter die Kosten der Warenabgabe fällt, wie Sie diese präzise berechnen und mit welchen Strategien Sie Ihre Prozesskosten im Warenausgang nachhaltig senken können.
Was sind Kosten der Warenabgabe?
Unter den Kosten der Warenabgabe (oft auch als Warenausgangskosten oder Distributionskosten bezeichnet) versteht man alle Aufwendungen, die entstehen, um ein Produkt vom Lagerplatz bis zur Übergabe an den Kunden oder den Frachtführer zu bewegen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Logistikkosten und gehen weit über das reine Porto hinaus.
In der Betriebswirtschaftslehre werden diese Kosten oft den Vertriebsgemeinkosten zugerechnet. Eine genaue Aufschlüsselung ist jedoch essenziell, um die tatsächliche Profitabilität einzelner Aufträge oder Produkte zu ermitteln. Besonders im E-Commerce können ineffiziente Warenabgabeprozesse die Marge eines Produkts vollständig aufzehren.
Die vier Hauptkomponenten
- Personalkosten: Zeitaufwand für Kommissionierung (Picking), Verpacken und Labeling.
- Materialkosten: Kartonagen, Füllmaterial, Klebeband und Lieferscheintaschen.
- Versandkosten: Gebühren für KEP-Dienste (Kurier, Express, Paket) oder Speditionen.
- Gemeinkosten: Anteilige Lageriete, Abschreibungen auf Fördertechnik, IT-Kosten für Versandsoftware.
Berechnung der Warenabgabekosten
Um die Kosten der Warenabgabe zu kontrollieren, müssen Sie die Prozesskosten pro Auftrag (Cost per Order) kennen. Viele Unternehmen machen den Fehler, nur die direkten Versandkosten zu betrachten und ignorieren die internen Handling-Kosten.
Interaktiver Warenausgangs-Rechner
Nutzen Sie diesen Rechner, um schnell zu überschlagen, was Sie die Abgabe eines Pakets wirklich kostet. Experimentieren Sie mit den Werten, um Einsparpotenziale zu erkennen.
Strategien zur Senkung der Warenabgabekosten
Sobald Sie Ihre Kosten kennen, können Sie gezielt optimieren. Hier sind drei Hebel, die oft unterschätzt werden:
1. Wegeoptimierung im Lager
Der größte Zeitfresser bei der Warenabgabe ist oft der Weg zum Produkt. Durch eine ABC-Analyse können Sie Schnelldreher (A-Artikel) näher am Packplatz lagern. Dies reduziert die Laufwege und damit die Personalkosten pro Auftrag drastisch.
2. Standardisierung der Verpackung
Zu viele Kartongrößen führen zu Zeitverlust beim Auswählen und Falten. Reduzieren Sie Ihr Sortiment auf wenige Standardgrößen. Dies ermöglicht nicht nur Mengenrabatte beim Einkauf des Materials, sondern beschleunigt auch den Packprozess. Für weitere Informationen zu Logistikstandards empfiehlt sich ein Blick auf die Ressourcen der Bundesvereinigung Logistik (BVL).
3. Automatisierung des Label-Drucks
Manuelle Dateneingabe für Versandlabels ist fehleranfällig und langsam. Eine direkte Schnittstelle zwischen Ihrem ERP/Shop-System und dem Versanddienstleister (z.B. via API) sorgt dafür, dass das Label automatisch gedruckt wird, sobald der Auftrag gescannt wird.
Besonderheit: Warenabgabe in der Apotheke
Der Begriff "Warenabgabe" wird spezifisch auch im Apothekenwesen verwendet. Hier setzen sich die Kosten der Warenabgabe anders zusammen, da sie eine starke beratende Komponente beinhalten. Neben dem reinen Wareneinsatz fallen hier Kosten für die pharmazeutische Prüfung, die Beratungspflicht und die Dokumentation an. Die wirtschaftliche Definition umfasst hier also auch die Dienstleistung am Patienten, die durch die Apothekenbetriebsordnung streng reguliert ist.
Fazit
Die Kosten der Warenabgabe sind mehr als nur eine Position in der Buchhaltung – sie sind ein Indikator für die Effizienz Ihrer Logistik. Wer hier an den Stellschrauben Personalzeit, Materialeinsatz und Prozessautomatisierung dreht, kann seine Wettbewerbsfähigkeit signifikant steigern. Beginnen Sie mit der ehrlichen Berechnung Ihrer aktuellen Kosten pro Paket und optimieren Sie Schritt für Schritt.